Nach dem Fest von orlando

Nach dem Fest

Der Jeep fährt mitten durchs Zimmer, so dass
sich mein Weihnachtsbaum ducken muss und die
Kugeln ins Schwingen geraten.
Am Steuer ein Nasobem, was mich
zunächst noch entzückt. – Als jedoch der Beifahrer,
ein unfrisierter Rabe, mit der Stimme meiner Mutter
an die Straßenverkehrsordnung erinnert,
komm ich ins Grübeln und schaue mir
all die betrunkenen Freunde an, die sich bei
mir stapeln.

Hätte besser auf dem Balkon übernachten sollen.

© orlando

Über Apothekenverkäuferinnen

Über Apothekenverkäuferinnen

Dieselben, die dich ostentativ verachten
während sie SCHMUTZIGE Geschäfte mit dir machen.

Fies, wie sie dealen, aber sie haben es drauf.

Und wie zornig die Eine
wurde, als ich ihr zu verstehen gab,
dass sie mir
nicht
noch
ein
mal
zehn
Pillen zum Preis
von zwanzig andrehen kann.
Once bitten, twice shy, you know.

Gaulmaul

2000-02-26 01.04.56

 

GaulMaul

Mit 20 cents losmarschiert

fand ich 4 Flaschen Sekt

im Abfall;

infolgedessen fiel

auch ich

ab.

Katalonischer Champagner,

am Boden der

Blondesten fand (s)ich Kork,

aber ’nem

Geschenkten

guckst du nicht ins Maul.

Kälte definiert sich podex-isch:

zu deutsch: es war arschkalt

oder wenn es besser konveniert,

gerne auch Russisch:

zabátschi hólod, tschort wasmí!

Eine Hundskälte wars also

zum Teufel!

Ich trat den Rückzug an,

zog mich zurück

ins Private zum

Studium privatissime:

die Fläschlein

wollten studiert sein.

Den Gefallen tat ich

ihnen und mir.

Nach eingegangenem

Befund trat

ich erneut erfrischt

ins Äußere

um mich in

süßer Kommunion

mit Gleichbeschwingten

zu beglücken,

was gelang.

Leise

Leise verwehte der Glanz der ersten Extase
und was nachkam:
Nenne es Liebe, wenn Du mich zwingst.

Ich versuche nur noch
dem Aus zu entgleiten,
aber ich fühle mich beinahe so
als könnte ich scheitern.
Je me sens à peu de chose près …
près de la mort.

Wir werden das zu verhindern wissen,
schallt es mir zurück
aus sterilisierten Räumen.

Ach, wissen Sie, sag‘ ich,
ich will schon gar nichts mehr,
außer vielleicht träumen.

Rilke, das geht klar, lacht
der Idiot, aufgebläht vom
ahnungslosen Tutenblasen.
Kein Wunder! Hat nichts
Vernünftiges gelernt.

Ich bin auch vom Fach
und darum will ich
wissen, wie.

Wie? Wie es ab-
gerechnet wird.
Sein Blick berechnet
meine private Katastrophe.
Ich: Ist gar nicht so privat.
Machen Sie’s ruhig öffentlich!

Ja, wenn’s die Kasse zahlt,
grinst der Depp und
ich kann nur hoffen,
dass er mir verschreibt,
was wirklich andere
Realitäten schafft.

Ich habe mir das alles
doch nur eingebildet:
Liebe, Leben, Heiterkeit.
Ach was!
Entschuldigt: Ich entschwebe
und verwehe
im Glanz
vergangener Eitelkeit.

 

Schlecht gelaufen

Präludium für ein Requiem zu Ehren von
Petra Fialkowski, seit Pfingsten Zweitausendundfünf
Dauergast auf dem Waldfriedhof München

Hier klicken

One pill makes you larger, and one pill makes you small *…

Und alles hätte so prächtig gepasst:
Es hätte doch alles so schön sein – oder zumindest: werden – können, wäre nicht dein beschissener Tod dazwischen gekommen. Mein Gott!
Es ist schon etwas reichlich übertrieben, von mir zu verlangen, dass ich 8 Jahre im Voraus weiß, dasss die Anekdote, die ich Dir in ziemlich praller Verfassung erzählte, die, nämlich, über das Mädchen, das sich in Berlin inner total versifften Bude Nähe Hermannplatz 80 Valium einpfiff, nur um auch wirklich sicher zu gehen, dass sie ja nie mehr aufwacht. Dass sie, lass es mich etwas sarkastisch zuspitzen, dass sie such unbedingt wirklich verreckt, weil das so unheimlich geil rüberkommt, bsonders für genau die Menschen, die sie geliebt haben.

Zumindest diesbezüglich hat sie vorbildlichst bewiesen, dass es ihr an preussischer Zucht und Ordnung selbst unter selbst-verursachten widrigen Umständen nicht im Geringsten mangelte.

Kommunizieren nervt

Kommunizieren nervt.
Sobald’s über social (verbal) grooming hinausgeht (also gegenseitig wohlwollendes Anraunen), ereignen sich schlimmste psychosoziale Krankheiten. Am Besten: Schnauze halten. Groomen kann man ja immer noch, und raunen.
Es tut mir leid, dass Baudrillard tot ist, noch so’n Spinner, der aber immerhin Simulacres et simulation geschrieben hat, also immerhin den Versuch einer Massenmedienkritik:
„Ainsi, dans son livre La Guerre du Golfe n’a pas eu lieu, il écrit que le simulacre de la guerre a précédé le conflit réel. Bien qu’il ait été lourdement attaqué, aussi bien au sein du système universitaire français que par des auteurs se posant en défenseur de l’héritage des Lumières, l’analyse de Baudrillard n’annihile pas pour autant, malgré ses apparences, toute notion de réalité ou de politique. On a pu ainsi le qualifier d’« apolitique » voire de « réactionnaire ». Pourtant, il écrivait, dès Simulacres et simulation, que la simulation précède le réel, possédant ainsi une valeur productrice. En aucun cas cela signifie que ce que nous avons coutume d’appeler « le réel » ne possède plus aucune valeur et que Baudrillard se soit fourvoyé dans une sorte de nihilisme ou de cynisme conservateur.“ (aus der französischen Wikipedia)

Die Selbstironisierung der Massenmedien (siehe z.b die BILD-Anzeigen), die suggerieren, dass ihre Botschaften vielleicht zwar nicht wahr aber immerhin unterhaltsam genug seien, um damit Geld zu machen, hat er leider nicht mehr analysiert.

Aber eben diese kokett präsentierte Pseudo-Authentizität hat auch das politische Lager erfasst, ein bösgewendeter Dadaismus, der in unseren Gesellschaften übelste Konsequenzen auslöst. Erstes und aktuellstes Resultat ist die mit vermeintlich begründeter Häme artikulierte Desavouierung der Piraten-Partei, der ihre Ehrlichkeit (des Nicht-Wissens) angekreidet wird, als ob mit fast schon entrüstetem Pathos vorgetragene Aussagen wie Blüms „die Rente ist sicher“ deshalb wahr sein müssten, weil sie außer und trotz ihrer inhaltlichen Absurdität durch die feste Stimme und den unschuldigen Augenaufschlag des sich-seiner-selbst-gewissen Politikers überzeugend begründet wären. Die Frage, die sich die Politik anscheinend nicht stellt, lautet, ob es der Öffentlichkeit (den Wählern) eher zuzumuten ist, eine falsche oder zumindest unsubstantiierte Aussage zu schlucken, als von der Ebene der Verantwortlichen, der Macher, das Eingeständnis tatsächlicher Inkompetenz zu hören.